Mobilität: Die wissenden Frauen vom Lechtal
Kaum zu glauben, dass eine Studie über die prähistorische Besiedlung des Alpenvorlands die Gemüter quer über den Globus zu erhitzen vermag. Doch als wir 2017 berichteten, bronzezeitliche Bewohnerinnen des bayerischen Lechtals seien vermutlich aus hunderte Kilometer entfernten Gebieten zugewandert und hätten dabei metallurgisches Knowhow mitgebracht, verkürzte etwa der britische »Daily Telegraph« dieses Forschungsergebnis zu: »Frauen bereisten die Welt, während die Männer zu Hause blieben.« Es folgten hitzige Debatten bis hin zu Anfeindungen auf Internetforen: Frauen, Mobilität und die Kunst des Bronzegießens, das habe nicht zusammengepasst. Offenbar hatte das Forschungsresultat an Rollenbildern gerüttelt.
Es war freilich nur ein Ergebnis – wenn auch das überraschendste – eines interdisziplinären Projekts, bei dem Forscher der Universitäten München und Tübingen, des Curt-Engelhorn-Zentrums für Archäometrie Mannheim und des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena weit über hundert Skelettreste der Zeit 2800 v. Chr. bis 1500 v. Chr. untersucht haben. Das Ziel: den Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit und deren frühe Phase mit Hilfe von Archäologie, Isotopenmessungen und Paläo-DNA-Analysen besser zu verstehen. Dabei diente das Lechtal südlich der heutigen Stadt Augsburg als viel versprechende, aber überschaubare Beispielregion ...
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